By Pedro | Published | Keine Kommentare
Kosova-Trainer Jorge Huberman hatte in den letzten Wochen nichts dem Zufall überlassen und die Heddernheimer mehrfach beobachtet. Seinen vollen Notizblock konnte der Coach offenbar gut in Zuweisungen an seine Mannschaft nutzen. „Das volle Buch war nützlich, wir konnten Heddernheim den Schneid abkaufen“, sagte er mit einem Schmunzeln. Eigentlich führte schon die erste Aktion zum Führungstreffer der Hausherren auf dem sehr holprigen Rasenplatz an der Wilhelm-Epstein-Straße. Denn in der ersten Minute ging ein Spieler der Gastgeber zu Boden, ließ sich rund drei Minuten behandeln. Erst dann wurde der fällige Freistoß in den Strafraum der Gäste gebracht, wo SVH-Innenverteidiger Ozan Bagdu nicht klären konnte, sodass Kosova-Kapitän Frenklin Sefa letztlich den Ball über die Torlinie drückte (4.). Die Sturmreihe Heddernheims mit Serdar Birhimeoglu, Marcus Kreckel und Oliver Solarz war von Beginn an abgemeldet und konnte sich gegen die robusten Verteidiger der Kosovaren nicht durchsetzen. Die Heimelf setzte auf einfache Mittel, spielte den Ball entweder die Linie entlang oder setzte auf weite Einwürfe, die von Sefa aus jeder Lage eingesetzt wurden. Und Sturmspitze Ibrahim Abbouz erwischte einen Sahnetag, konnte sich vor dem 2:0 trotz Bedrängnis noch durchsetzen, sich drehen und ins Tor treffen (26.).
Gästeakteur Jose Ferreira Alves musste danach für zehn Minuten den Platz verlassen, er hatte sich beschwert getreten worden zu sein. Der Schiedsrichter, der jede Aktion kommentierte, schickte den Portugiesen erstmal vom Feld. Nach einer halben Stunde hätte der SVH zum Anschluss kommen müssen, als Kapitän Philipp Siegel einen wuchtigen Freistoß flach trat und FCK-Tormann Petrit Budakova den Ball nicht festhalten konnte. Der heranstürmende Berke Cadir konnte den Ball nicht am Keeper der Kosovaren vorbei bringen und es gab Eckball. Nach dieser köpfte Bagdu knapp am Tor vorbei. „Da kann das Spiel eine andere Wendung bekommen“, erkannte das Huberman als einen Schlüsselmoment an. „Ansonsten denke ich, dass wir im Verhalten der legalen Aggressivität, also der Zweikampfstärke, klar überlegen waren. Auch in der Laufbereitschaft, demzufolge haben wir den Sieg individuell und auch als Mannschaft mehr gewollt.“ Nach dem Seitenwechsel brachen bei Heddernheim mit einer desolaten Abwehrleistung alle Dämme. Abbouz war nach einem langen Sefa-Einwurf nicht in Schach zu halten und traf zum 3:0 aus der Distanz (55.). Kurz darauf drehte sich Abbouz erneut um die eigene Achse und es stand 4:0 (58.). Einem Treffer der Grün-Weißen auf Flanke von Solarz auf Kreckel versagte der Unparteiische die Anerkennung.
Siegel unterlief auch noch ein Eigentor
Er vertrat die Ansicht, Kreckels Tor sei irregulär gewesen, dabei kam die Solarz-Hereingabe von der Grundlinie. Seine Erklärungen waren danach nicht wirklich einleuchtend. Wie auch immer, danach resignierten die Gäste komplett und ergaben sich in ihr Schicksal. Es war so ein Tag, an dem nichts lief und so unterlief auch noch Kapitän Philipp Siegel mit dem Kopf ein Eigentor zum 5:0 (75.). Selbst in Überzahl, als Kosovas Memedi eine Zeitstrafe ab Minute 78 abbüßte, kassierte Heddernheim noch zwei Tore durch Yll Pelajs Kopfball (81.) und den Heber von Santiago Alejandro Gamez Camaran (88.). Da passte es ins Bild, dass Solarz aus Frust, weil zum wiederholten Male Foulspiele gegen ihn ungeahndet blieben, sich noch die zu diesem Zeitpunkt irrelevante Zeitstrafe abholte (90.+4). „Ich gewinne lieber öfter 1:0 oder 2:0, als zweimal 6:0 und 7:0. Lieber konstanter als hoch zu gewinnen“, sagte Huberman zum Abschluss. Sein Kollege Andreas Berggold begann seine Ausführungen so: „Das ist ein Nachmittag zum Vergessen. Ich habe mir hier natürlich viel mehr versprochen, wobei wir wussten, dass es hier sehr schwer wird gegen Kosova, die sehr heimstark sind. Sie spielen sehr körperbetont und sind laufstark. Kollektiv haben wir absolut versagt, wir waren nicht 100 % auf dem Platz. Ich will jetzt nicht übertreiben, aber von den sieben Toren haben wir bei fünf tatkräftig mitgeholfen, weil wir einfach nicht konsequent verteidigt haben, halbherzig in die Zweikämpfe rein gegangen sind. Da war keine klare Körperspannung drin. Dann verliert man auch in der Höhe absolut verdient, auch wenn der Gegner nicht viel dafür machen musste.“
Der Coach meinte, dass „wir in der ersten Halbzeit im Gegensatz zu Kosova die besseren Chancen hatten, da haben wir nichts draus gemacht und zwei Geschenke verteilt. Dass es dann in der zweiten Halbzeit noch so bitter wird, damit haben wir nicht gerechnet, dass wir da jetzt so unter die Räder kommen. Das müssen wir jetzt aus den Köpfen kriegen und die junge Mannschaft wird daraus lernen. Trotz allem war gut, dass untereinander Ruhe auf dem Platz war, da waren keine Schuldzuweisungen.“ Am nächsten Spieltag ist der FC Kosova südlich des Mains bei Union Niederrad zu Gast. Der SV 07 Heddernheim erwartet erstmals seit sechs Jahren Aufsteiger Rödelheimer FC zu einem Pflichtspiel. „Von der Tabellenkonstellation könnte man meinen, dass wir der Favorit sind, aber jedes Spiel muss erstmal gespielt werden. Gudesding hat auch einige Punkte mehr als Rödelheim und dort 1:5 verloren. Es besteht also kein Grund, irgendeinen Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. Wir müssen da alles rein hauen, damit wir da was zählbares bei uns zu Hause lassen“, blickte Berggold voraus.
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