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TSG 51 trauert um Holger Wenninger

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Die TSG 51 und der Frankfurter Amateurfußball trauern um Holger Wenninger. Der ehemalige Torhüter des A-Ligisten verstarb am Freitag nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von nur 64 Jahren. Der Verein von der Niedwiesenstraße würdigte den außergewöhnlichen Keeper mit einem bebilderten Nachruf auf den sozialen Netzwerken.  
Holger Wenninger wurde nur 64 Jahre alt. Grafik: Mithat Gürser.

Im Oktober 2019 stand Wenninger noch aktiv im Tor der Ersten Mannschaft der TSG 51, mit 61 Jahren! Das war immer dann der Fall, wenn wegen Torhütermangel sein Mobiltelefon klingelte und so wie der damalige Trainer Patrick Dutine den „Methusalem“ darum bat, für die Dauer von ein bis zwei Spielen einzuspringen. Dass daraus letztlich über zehn Einsätze wurden, bevor der erste Corona-Lockdown den Spielbetrieb lahm legte, lag an Holgers unermüdlichem Fußballerherz und dass er gegenüber seinem Heimatverein nicht „Nein“ sagen konnte. In einem Nachholspiel gegen die SG Praunheim bei schmuddeligem Herbstwetter an einem Donnerstagabend auf dem alten Hartplatz parierte Wenninger in der 80. Minute beim Stand von 1:1 einen Elfmeter und trug so wesentlich zum 2:1-Sieg der 51er bei. Dass er auf die neueste Torwartausrüstung keinen Wert legte, zeigte sein einzigartiger Torwartoverall, mit dem er sich am wohlsten fühlte. Schon zu Kreisoberliga-Zeiten hatte ihn der damalige wie heutige Trainer Christian Balzer reaktiviert. Wenninger sprang immer öfter ein und brachte für sein Torhüter-Alter hervorragende Leistungen. Auch ich hatte damals die Gelegenheit, im Rahmen einer Geschichte für „Torgranate“ über Wenninger mit ihm zu telefonieren und er war der mit Abstand bescheidenste Gesprächspartner, den ich je am Telefon hatte. https://www.torgranate.de/news/wie-wenninger-1984-die-eintracht-zur-verzweiflung-brachte-91320434.html 

Im Alter von 60 Jahren schmiss sich Holger Wenninger auf dem Hartplatz. Foto: TSG 51.

1967 hatte Wenninger bei der TSG 51 als Feldspieler begonnen und sich erst ein Jahr nach dem Pokalsieg mit der D-Jugend zwischen die Pfosten gestellt. Das erweckte das Interesse der Jugendabteilung von Eintracht Frankfurt, wo er für einige Jahre kickte, ohne den Durchbruch zu schaffen. Ende der 70er Jahre tauchte der Zerberus dann in der Ersten Mannschaft des FV 09 Eschersheim auf, wo er einige Jahre am Berkersheimer Weg als Stammtorhüter verbrachte. Überliefert ist die Anekdote, als die 09er anlässlich des 75-jährigen Vereinsjubiläums die Bundesliga-Mannschaft von Eintracht Frankfurt im Juni 1984 zu Gast hatten. Kurz nachdem sich die Eintracht in den Relegationsspielen gegen den MSV Duisburg vor dem Abstieg gerettet hatte, ging es für die Profis noch auf „Ochsentour“ mit Freundschaftsspielen in der Region.

Boulevardzeitung startet 1984 Aufruf: „Wo ist Holger Wenninger?“

70 Minuten lang hielt Wenninger mit vielen Paraden das Spiel offen, es stand bis zu seiner Auswechslung „nur“ 1:2. In der Schlussphase brachen die Eschersheimer noch ein, verloren standesgemäß mit 1:9. Ein Scout der Offenbacher Kickers holte ihn für die zweite Mannschaft (damals Landesliga Süd, vierthöchste Spieklasse). Als beim Profiteam (2. Bundesliga) seinerzeit Stammkeeper Oliver Reck und sein Vertreter ausfielen, sollte Wenninger beim OFC sein Debüt geben, aber Holger war seit einigen Tagen nicht ins Training gekommen und nicht auffindbar. Sogar die Boulevardzeitung mit den großen Lettern startete seinerzeit einen Aufruf mit der Überschrift „Wo ist Holger Wenninger?“. Jahre später gab Wenninger zu, sich diese große Chance wegen seines „Dickkopfes“ verbaut zu haben. Höherklassig spielte der Tormann dann doch noch, bei der SG Egelsbach in der damals noch drittklassigen Oberliga Hessen, Ende der 80er bis Anfang der 90er Jahre war das. Als sein Vertrag auslief, kehrte Wenninger an die Niedwiesenstraße zu seiner TSG 51 zurück, schaffte im Alter von 49 Jahren den Aufstieg aus der B-Klasse in die A-Klasse 2006/07.

Als Co-Trainer der Frauenmannschaft trug er überdies zum Aufstieg in die Oberliga Hessen bei. In den Folgejahren wurde Wenninger dann immer wieder aus der Fußball-Rente geholt, immer wieder bat man ihn, einzuspringen wenn sich mal wieder ein Torwart verletzt oder abgemeldet hatte. Training brauchte er nicht mehr, mit Routine und Erfahrung mache er dies wett, sagte er damals zu mir im Interview. So kam Wenninger noch mit 59, 60 und 61 Jahren zu Einsätzen in der Kreisoberliga und in der A-Klasse, sogar die Hessenschau strahlte einen Bericht über ihn aus. „Holger war eine Legende sowohl fußballerisch sowie vor allem menschlich. Egal wann und um welche Uhrzeit, er wäre immer bereit gewesen…..einfach ein Fußballer mit absolut Herzblut. Ich persönlich bin sehr stolz mit ihm zusammen auf dem Platz gestanden zu haben. Möge er in Frieden ruhen“, richtete Balzer bewegende Worte an Holger: „Er war und ist eine Legende.“ Auch sein langjähriger Mitspieler Patrick Dorrmann fand emotionale Worte: „Wir alle werden ihn als diesen unglaublichen Sportsmann in Erinnerung behalten.“ Inside Amateurfußball Ffm wünscht Holgers Hinterbliebenen, seiner Ehefrau, seinem Sohn und seiner Tochter, aber auch dem Verein TSG 51 viel Kraft in dieser schweren Zeit. Wir werden ihn nicht vergessen.     

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